Reisebericht Economou Juli / August 2015
Auf der Suche nach außergewöhnlichen Weinen: Sommer 2015 auf Kreta sind wir wie in den Jahren zuvor haben wir uns auch im Sommer 2015 wieder auf die Suche nach besonderen griechischen Weinen gemacht. Unser Ziel war diesmal der Südosten Kreta, eine der schönsten und wildesten Gebiete der Insel des Mittelmeerraums. Nach mehr als drei Stunden Autofahrt von Heraklion erreichten wir Xerokampos, den abgelegenen Ort im äußersten Südosten der Insel. Unser Quartier, ein komfortables Appartement nur etwa 100 Meter vom Sandstrand entfernt, bot beste Bedingungen für entspannte Tage. Die herzliche Gastfreundschaft unserer Vermieter, die uns regelmäßig mit frisch geernteten Feigen und anderen kleinen Aufmerksamkeiten verwöhnten, bewies: Die wirtschaftliche Krise hatte am berühmten griechischen Charme nichts geändert.
Ziel war es den Winzer Giannis Economou zu besuchen und seine Weine zu probieren. Es war ein unvergessliches Erlebnis!
Besuch bei Domaine Economou
Giannis Economou ist eine Ausnahmeerscheinung in der griechischen Weinwelt. Nach seinem Önologiestudium an der renommierten Universität von Alba im Piemont sammelte er internationale Erfahrungen in bedeutenden Weingütern wie Château Margaux in Bordeaux und der Cantina Poderi Colla in Italien. Diese Lehrjahre prägten seine Philosophie nachhaltig: Geduld, Respekt vor der Natur und kompromisslose Qualitätsorientierung. 1994 kehrte Economou nach Kreta zurück und startete ein kleines Weingut bei Ziros, in den Höhenlagen des östlichsten Teil des Lasithi-Plateaus in dem Haus seiner Eltern, welches er übernahm.
Sein Ansatz ist radikal traditionell, aber grandios: Handlese, minimale Eingriffe im Keller, lange Ausbauzeiten in gebrauchten Holzfässern und eine ausgedehnte Reife in der Flasche oder in Inox Tanks, die abseits des Weinguts stehen. Dabei verzichtet er bewusst auf moderne Techniken wie Filtration oder Schönung. Seine Weine entstehen im Rhythmus der Natur – und sie fordern Zeit. Der oxidative Ausbau, den Economou meisterhaft beherrscht, verleiht seinen Weinen eine außergewöhnliche Struktur und Langlebigkeit, die man dieser fragileren Sorten wie Liatiko kaum zutrauen würde.
So überraschte uns der 100%ige Liatiko aus dem Jahr 1998 mit einer brutalen Tiefe und Komplexität, die ihn nahezu burgundisch wirken ließ. Doch auch er – wie der ebenso faszinierende Jahrgang 1999 – erforderte Geduld: Erst nach ausgiebiger Belüftung offenbarte sich das vielschichtige Aromenspektrum von getrockneten Kräutern, reifen roten Früchten, Leder und einer feinen Mineralität. Jeder Schluck erzählte von der Landschaft Kretas, der Hitze des Sommers und der kühlen Frische der kargen Hochlagen.
Wer die Weine von Giannis Economou entdeckt, begibt sich auf eine Reise abseits gängiger Pfade. Seine Gewächse sind keine schnellen Begleiter, sondern stille Meisterwerke, die sich nur dem erschließen, der bereit ist zuzuhören. Economous Weine sind keine Produkte für den schnellen Konsum, sondern gelebte Kultur. Jeder Jahrgang ist ein Spiegel seiner Bedingungen, niemals reproduzierbar, niemals angepasst an Moden oder Erwartungen. Wer seine Flaschen öffnet, betritt eine andere Zeitrechnung: Hier zählen Intuition, Geduld und Authentizität gepaart mit breitem Wissen und Perfektion. Besonders beeindruckend ist, wie Economou es schafft, die fragile Balance zwischen Reife und Frische, zwischen Kraft und Eleganz zu halten – Eigenschaften, die seine Weine nicht nur zu den spannendsten Griechenlands machen, sondern sie auch international bei Wissenden immer mehr zu extrem begehrten Raritäten wachsen lassen. Seine Weine sind für die Güte die sie zeigen sehr preiswert. Wären es Weine aus dem Burgund oder Piemont, wären diese mit Sicherheit um ein Vielfaches teurer.
Giannis Economou spielt in Hellas in einer eigenen Liga. Seine Weine gehören zum Besten, was nicht nur des Mittelmeerraumes, sondern was die gesamte Weinwelt generell zu bieten hat. Jeder Jahrgang ist ein individuelles Kunstwerk, das sich kompromisslos der Wahrheit des Weins verpflichtet. Economou strebt nicht nach gefälliger Perfektion, sondern nach Charakter und Tiefe – mit einer Konsequenz, die nur die größten Winzer der Welt auszeichnet. Seine Weine besitzen eine stille, fast aristokratische Erhabenheit: Sie reifen nicht einfach, sie entwickeln eine Persönlichkeit. In einer Zeit, in der viele Weine schnelllebig und austauschbar geworden sind, setzen seine Weine Maßstäbe and denen sich andere orintieren sollten.